IM VORFELD DER IDS: Mehr Zahnärztinnen – weniger Gründungsumsatz


Zunehmend werden Unternehmen der Dentalindustrie, die im Bereich „Praxisgründung“ aktiv sind, von der demografischen Entwicklung der Zahnärztestruktur herausgefordert. Hier sind insbesondere drei Aspekte relevant, auf die der Dentista Club im Vorfeld der IDS verweist:

  1. In den vergangenen rund zehn Jahren ist laut KZBV-Statistik die Zahl der Neu-Niederlassungen insgesamt kontinuierlich gesunken – von rund 1900 (Zeitraum 2002/2003) auf rund 1240 (Zeitraum 2010/2011)*).
  2. In der für eine Existenzgründung relevanten Altersklasse verschiebt sich die Geschlechter-Verteilung. In der Altersklasse bis 34 Jahre liegt der Zahnärztinnen-Anteil derzeit bei rund 60 %, in der Altersgruppe 34 – 44 Jahre bei fast 50 %.
  3. Der deutlich steigende Anteil an jungen Zahnärztinnen im Berufsstand und damit an potentiellen Existenzgründerinnen geht einher mit sinkenden Investitionssummen bei Niederlassung.

Dr. David Klingenberger, Institut der Deutschen Zahnärzte/IDZ, bestätigt auf Anfrage des Dentista Clubs die unter Punkt 3 genannte Entwicklung: „Die Zusammenschau des durchschnittlichen Finanzierungsvolumens, das alljährlich vom IDZ in Kooperation mit der Deutschen Apotheker- und Ärztebank ermittelt wird, lässt erkennen, dass die Zahnärztinnen in den vergangenen zehn Jahren (2002 bis 2011) durchgängig mit einem geringeren Kapitaleinsatz in die Existenzgründung gehen als ihre männlichen Kollegen. Auf die gesamte Dekade betrachtet investierten Frauen bei einer zahnärztlichen Einzelpraxisneugründung etwa 18 % weniger als Männer; bei den Einzelpraxisübernahmen lag der Kapitaleinsatz der Frauen im Schnitt 16 % unter dem Finanzierungsniveau der Männer (Zahlen jeweils für die alten Bundesländer).“ Die Differenz der Investitionsausgaben von Zahnärztinnen im Vergleich zu Zahnärzten in Euro: „Betrachtet man die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Investitionsverhalten in Absolutbeträgen, so lassen sich die Zahnärzte eine Einzelpraxis jährlich durchschnittlich 77.000 Euro mehr kosten als ihre weiblichen Kollegen. Aktuell beträgt der Unterschied sogar 99.000 Euro. Bei den Einzelpraxisübernahmen investierten die Zahnärztinnen immer noch 48.000 Euro weniger als ihre Berufskollegen. Über die letzte Dekade hinweg war keine Annäherung des Investitionsverhaltens von Zahnärztinnen und Zahnärzten erkennbar.“

Spekulative Hochrechnung: über 20 Millionen Euro minus

Nur spekulativ sein kann eine Hochrechnung, die in Euro-Summen als grobe Richtmarke abschätzt, welche Gesamtsumme den Unternehmen im Bereich „Praxisgründung“ bereits heute nicht mehr zur Verfügung steht. Für die Hochrechnung vorausgesetzt wurde daher 1. die Annahme, dass der Anteil der Zahnärztinnen an der Gesamtzahl der Neu-Niederlassungen 2010/2011 rund 50 % beträgt (in Zahlen: ca. 600) und 2. die Annahme, dass sich rund zwei Drittel dieser Zahnärztinnen in den alten Bundesländern incl. Berlin niederlassen (in Zahlen: ca. 400). Mit dieser Anzahl konnten die auf die alten Bundesländer und Berlin begrenzt vorliegenden IDZ-Daten zur Verteilung der „Art der Existenzgründung“ bei Zahnärztinnen im Jahr 2011 in Verhältnis gesetzt werden. Ergebnis dieser spekulativen Berechnung: 15 % und damit rund 70 Zahnärztinnen eröffneten eine Einzelpraxis, die addierte Investitionsdifferenz gegenüber der Niederlassung von Zahnärzten beträgt rund 7 Mio. Euro minus. 54 % und damit rund 200 Zahnärztinnen starteten mit einer Praxisübernahme – addierte Investitionsdifferenz: rund 10 Mio. Euro minus. Hinzu kommen die Investitionsdifferenzen in den neuen Bundesländern.

Die Gründe für die geringeren Investitionen sind vielschichtig und reichen von anderer Grundhaltung zu Geld über individuelle Berufskonzepte bis zu geringeren Kreditzusagen von Banken. Für Unternehmen scheint es Sinn zu machen, sich mit den beruflichen Zielen der Zahnärztinnen, ihren Rahmenbedingungen und lebensphasengerechtem Bedarf intensiv zu befassen. Mit passenden und flexiblen Angeboten treffen sie zudem, so der Dentista Club, auch eine wachsende Gruppe an jungen Zahnärzten, für die der Zahnarztberuf wichtiger, aber nicht mehr ausschließlicher Lebensinhalt ist.
*) addierter Zeitraum jeweils 2. Quartal Vorjahr incl. 1. Quartal aktuelles Jahr