Gemeinsame Presseinformation von DGI, DGÄZ und Dentista vom 4. Juli 2017
Die Referenten (von links): Prof. Dr. mult. Robert Sader (Präsident der DGÄZ), Dr. Dr. Anette Strunz (Berlin, Dentista), RA Carsten Wiedey (Hamburg, Dentista und BdZA) sowie Prof. Dr. Bilal Al-Nawas (DGI Vorstand)
Das Programmpaket für das Tages-Hands-on-Seminar für Implantologie-Einsteiger beim diesjährigen Dental Summer Ende Juni in Timmendorf hatten die drei Veranstalter gemeinsam gepackt: Alles rund um Ästhetik und Funktion gab es seitens der DGÄZ, wichtige Tipps zum Start in die Implantologie seitens der DGI und rechtliche Aspekte für implantierende Zahnärztinnen und Zahnärzte im Angestelltenverhältnis sowie Anregungen für den Behandlungserfolg-Faktor Kommunikation steuerte Dentista bei.
Der Einstieg, vermittelt von Prof. Dr. Bilal Al-Nawas, DGI-Vorstandsmitglied, drehte sich um den besten Zahn für die erste eigene Implantation – und was man bei der Patientenselektion beachten sollte, wenn man noch nicht auf viel Erfahrung zurückschauen kann. Demnach ist nach ausreichend Basis-Kenntnis und möglichst Hospitationen eine Einzelzahnversorgung im Molarenbereich eher eine zu meisternde Aufgabe, wohingegen eine Frontzahnversorgung mit hohem Ästhetikanspruch ein deutliches Misserfolgs-Risiko berge – nicht nur für Starter in der Implantologie. Der Blick auf das Fach gehe heute weit über den Fokus ‚erfolgreiche Einheilung’ hinaus, beispielsweise werde dem Faktor des lebenslangen Wachstums des Gesichts und der Kiefer viel Aufmerksamkeit gewidmet hinsichtlich notwendiger Behandlungs-Konsequenzen.
RA Carsten Wiedey (einer der Beiräte Rechtsfragen des Dentista e.V.) informierte über rechtliche Aspekte bei Implantation durch angestellte Zahnärzte
Ein eher selten bei Kongressen vertretenes Thema stellte RA Carsten Wiedey vor, Beirat Rechtsfragen bei Dentista und BdZA: Was dürfen eigentlich angestellte Zahnärzte selbst entscheiden? Dürfen sie einen Zahn endodontisch erhalten, für den der Arbeitgeber „Ex“ und Implantat vorgesehen hat? Und das Implantatsystem selbst auswählen? Was den Aspekt „Endo oder Implantat“ betrifft, machte RA Wiedey deutlich: Ist eine Indikation auch für eine endodontische Behandlung vorhanden und der Patient ist entsprechend aufgeklärt, entscheidet – rechtlich betrachtet – immer der Patient. Was die Auswahl von Implantatsystemen oder auch des zu beauftragenden Labors betrifft, ist der angestellte Zahnarzt zur Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern der Praxis verpflichtet. Rund 20 Fragen und Antworten und eine intensive Diskussion zeigten den Bedarf nach Informationen in diesem Feld.
Wie sehr eine – vielleicht sogar durch Hypnose verstärkte – Entspannung und positive Kommunikation zum Behandlungserfolg beiträgt, machte Dr. Dr. Anette Strunz/Berlin als Referentin des Dentista e.V. deutlich: Ein Arzt könne das Leben eines Patienten auch durch Worte und Verhalten gefährden. Studien hätten gezeigt, dass Angstabbau und innere Ruhe den Heilungserfolg optimieren. Ihrer langjährigen Erfahrung nach habe eine wohlgewählte Sprache, die neurologische Effekte auslöse, einen deutlichen Einfluss auf die Gesundheit des Patienten. Sie zeigte, wie mit einfachen Mitteln der Stress-Abbau des Patienten gefördert und eine wohlwollende Stimmung erzeugt werden kann: „Dann macht uns selbst das Behandeln ja auch mehr Spaß!“
Ein Schwerpunktthema seitens der DGÄZ war an diesem Tag die Augmentation, die bei entsprechenden Voraussetzungen sowohl ästhetisch als auch hinsichtlich der Funktion deutlichen Einfluss auf ein zufriedenstellendes Behandlungsergebnis haben könne. Prof. Dr. mult. Robert Sader/DGÄZ-Präsident, vermittelte den Teilnehmern der ausgebuchten Workshop-Veranstaltung viele Basiskenntnisse rund um Augmentate und ihre Einsatzgebiete zur Verbesserung des Implantatlagers, zur Optimierung von Situationen bei nicht ausreichendem Hartgewebe, den Möglichkeiten der Verbesserung der Weichgewebeverhältnisse und auch ästhetischer Aspekte zum Ausgleich verloren gegangenen Volumens rund um die Mundregion.
Im Fokus der Veranstaltung stand Hands-on in Implantatinsertion, Abdruck&Abutment sowie Augmentate (mit Materialien by Camlog und Geistlich)
Zentraler Teil des Kurstages war der Hands-on-Part, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, unterstützt von Camlog und Geistlich, vieles ausprobieren konnten: Wie sieht ein Hersteller-produziertes Knochenersatzmaterial aus, wie fühlt es sich an, wie verarbeitet man es und was tun, wenn es in die Alveole eingelegt ist? Währenddessen probierten andere Kolleginnen und Kollegen das Setzen eines Implantates in einen „Knochen“ und bekamen ein Gefühl für Ausmaße und Kraftkontrolle. An der dritten Work-Station gab es eine Einführung in ein „System“: Was ist ein Vorbohrer, welche Instrumente leisten welche Aufgabe, welche Implantate gibt es und wie konstruiert man eine Implantatversorgung von Abformung bis Abutment?
Abschließend stellten sich die implantologischen Referenten in einer Podiumsrunde den Fragen der jungen Kolleginnen und Kollegen und berichteten über ihren eigenen Weg in die Implantologie. Selbst nach offiziellem Veranstaltungsende blieben viele Teilnehmer noch da, um noch weitere fachliche Informationen mitzunehmen. Das unterstreicht, was ein Teilnehmer zum Abschied dem Referententeam mit auf den Weg zurück gab: Es sei eine der besten Veranstaltungen beim Dental Summer gewesen, man nehme enorm viel mit – und er fühle sich jetzt motiviert zu einer umfassenden Ausbildung in Implantologie. Die Beiträge hätten nachvollziehbar, aber auch begeisternd gezeigt, wie viel Detailwissen zum Fach heute gehöre: Das wolle er jetzt auch lernen und können.