Dentista zu „Männerquoten“-Forderung seitens FVDZ-Landesverband: „Peinlicher Affront gegenüber den Kolleginnen!“


Wiewohl die Presse-Mitteilung des FVDZ-Landesverbandes Niedersachen vom 7. Juli 2015 mit der Forderung zur „Einführung einer Männerquote bei Studienplatzvergabe“ von manchen als „Sommerloch-Theater“ oder auch als „PR-Gag“ (Ärzte Zeitung) bezeichnet wurde, hat sie doch zu erheblichem Unverständnis und Protest seitens vieler Zahnärztinnen geführt. Dabei stand weniger die Pressemeldung selbst im Fokus der Kritik als vielmehr ein Interview der Ärzte-Zeitung mit der neu gewählten FVDZ-Landesvorsitzenden Annette Apel sowie LV-Pressesprecher Dr. Ulrich Keck zur genannten Thematik. In diesem Interview wird einer sehr großen Fachöffentlichkeit ein Bild der Zahnärztinnen vermittelt, das der Zahnärztinnen-Verband Dentista als entschieden zurückzuweisenden Affront gegenüber den Kolleginnen bezeichnet. Dass sich ein Landesverband und unerfahrener Vorstand in Ton- und Wortwahl vergreife („Frauenüberschuss“), sei die eine Sache – dass der Bundesvorstand diese Positionen auch zwei Tage nach Veröffentlichung noch unwidersprochen stehen ließ, eine andere: Somit fielen sie auf den gesamten FVDZ zurück. Dentista ruft den Bundesvorstand des FVDZ dazu auf, sich von den Äußerungen seitens des Landesverbandes zu distanzieren und konzertiert mit dem gesamten Berufsstand für bessere Rahmenbedingungen für alle einzutreten: Es dürfe nicht unwidersprochen stehenbleiben, dass Kolleginnen als unfähig („Männer haben mehr Biss“) und unprofessionell (Apel: „Manche schätzt zwar den prestigeträchtigen Beruf, aber will nur in Teilzeit arbeiten.“) dargestellt werden. Es sei ein Armutszeugnis, wenn die Landesvorsitzende des standespolitisch traditionsreichen FVDZ sage, die Gründe für die geringe Quote an Niederlassungen mit Kind/ern sei nicht bekannt: Zu diesen Aspekten, so Dentista, habe der Berufsstand bereits vielfältige Erhebungen vorgelegt. Kritisiert wird im Interview auch die angeblich geringe Bereitschaft der Zahnärztinnen zur Existenzgründung einer Einzelpraxis. Hier zeigten, so Dentista, die aktuellen Daten von apoBank und IDZ eine andere Entwicklung: Demnach nimmt gerade bei den Zahnärztinnen die Niederlassung in Einzelpraxis zu und ohnehin den mit Abstand höchsten Wert ein. Es sei allerdings fraglich, ob „die Einzelpraxis“ tatsächlich das für die Ausübung einer freiberuflichen Zahnmedizin perfekte Konstrukt für die aktuelle demografische Entwicklung und daher anzustrebende Leitbild sei: Vielfach seien Klein-BAGs mit weiteren Kolleginnen und Kollegen flexibler nicht zuletzt hinsichtlich der Arrangements von Behandlungszeiten und fachlichen Expertisen.

Kritisiert wird von Dentista außerdem, dass die LV-Vorsitzende ihre Haltung zu den in Teilzeit oder Anstellung tätigen Kolleginnen so vermittelt habe, dass die Ärzte Zeitung dies wie folgt zusammenfasste: „Zuerst besetzen die Frauen alle Studienplätze – und dann arbeiten sie nicht im erlernten Beruf und schon gar nicht in der eigenen Praxis.“ Das Ziel der Kritik sei falsch gewählt, so Dentista: Zu kritisieren seien nicht die jungen Zahnärztinnen, sondern die sich mehr und mehr verschärfenden Rahmenbedingungen, die Niedergelassenen heute kaum Chancen für Beruf & Familie ermöglichen. Ein Beispiel dafür liefert nicht zuletzt im gleichen Interview Pressesprecher Keck: „Wir haben neue Hygiene-Richtlinien bekommen. Wenn ich die umsetzen soll, muss ich 100.000 Euro investieren.“ Praxisgründung und Familiengründung fallen aber weitgehend in die gleiche Lebensphase, so Dentista – eine investitionsvorsichtige Grundhaltung sei bei allen Unwägbarkeiten, die eine junge Familie mit sich bringt, durchaus gesund. Ungesund dagegen seien die Belastungen, die eine Existenzgründung mit sich bringen kann, wenn zeitgleich Kinder Anspruch an Zeit und Zuwendung haben. Die Sorge, in den ersten Jahren die wirtschaftliche Belastung nicht bei der Vielfalt der Anforderungen stemmen zu können, sei vielen Gesprächen zufolge enorm. Es sei Aufgabe auch des FVDZ, sich für gesunde Rahmenbedingungen einzusetzen und nicht Kolleginnen abzukanzeln, die unter den gegebenen Bedingungen eigene Lösungswege suchen, um den gewählten Beruf auszuüben.