Das 11. Hirschfeld-Tiburtius-Symposium "Zahnmedizin in Zeiten des Fachkräftemangels"
Am 24. und 25. Mai 2019 lud der Dentista e.V. zum bereits elften Mal in Folge zu seinem alljährlichen Hirschfeld-Tiburtius-Symposium ein. In diesem Jahr fand das HTS unter dem Titel „Zahnmedizin in Zeiten des Fachkräftemangels“ in der Akademie für Zahnärztliche Fortbildung Karlsruhe statt.
Dentista Präsidentin Dr. Susanne Fath
Ergonomie zum Auftakt
Den Auftakt des Symposiums gab Dr. Herluf Skovsgaard aus Dänemark, einer der bekanntesten europäischen Referenten im Bereich Ergonomie und Autor des renommierten Fachbuches „Dancing Hands“. In seinem Vortrag ging es um die effiziente Gestaltung des Arbeitsplatzes und die Vermeidung von Muskel-Skelett-Erkrankungen. Anschaulich demonstrierte Dr. Skovsgaard mithilfe eines Phantomkopfes, wie durch einfache Veränderungen der Patientenposition und deren Kopfstellung sowie der eigenen Positionierung die jeweiligen Haltungen bei den unterschiedlichen Behandlungen optimiert werden können. Durch eine optimierte Anordnung der Instrumente und Materialien könne der Arbeitsplatz zudem so gestaltet werden, dass die Abläufe für Behandler und Stuhlassistenz ohne schädigende Verdrehungen und Abwendung vom Patienten ermöglich werden. Sowohl die perfekte vierhändige Teamarbeit als auch zweihändige Methoden für Behandlungen ohne Assistenz wurden in dem interaktiven Vortrag präsentiert.
Über die perfekte Sitzstatik
Der Vortrag „Die Anwendung von TaiChi-Prinzipien zur Vermeidung von haltungsbedingten Rückenbeschwerden im Praxis-Team“ schloss nahtlos an das Ergonomie-Thema an. Nach ersten Lockerungs- und Bewusstseinsübungen bat der ausgebildete HNO-Arzt und TaiChi-Lehrer Dr. Norbert Staab/Schlüchtern die Teilnehmerinnen zunächst, alle fünf Minuten auf ihre Sitzhaltung zu achten und diese gegebenenfalls immer wieder entsprechend der von ihm erläuterten Grundposition zu korrigieren, um eine perfekte Statik im Sitzen zu erzielen. Auf dieser typischen arbeitsbedingten Haltung im Praxisalltag müsse besonderes Augenmerk liegen, da es beispielsweise durch die häufige Instrumentenaufnahme von rechts zu Beugung und Torsion der Wirbelsäule käme, die funktionelle Störungen und strukturelle Schädigungen hervorrufen könnten. Aus energetischer Sicht wurden die Bedeutung von Yin und Yang in der Körperhaltung und die Wichtigkeit der Balance von Verbindungsachsen aufgezeigt. Wie schon sein Vorredner plädierte auch Staab dafür, dass eine aufrechte Haltung sowie die blinde bzw. assistierte Instrumentenaufnahme eingerichtet und trainiert werden müssten.
Fachkräfte finden, binden und halten
Der Samstag startete dann mit dem Themenschwerpunkt: „Das Fachkräftedilemma in der Zahnarztpraxis“. Referentin Prof. Dr. Astrid Seltrecht/Magdeburg gab einen Überblick über die Möglichkeiten zur Rekrutierung von Fachkräften („Denken Sie auch an ,stille Reserven´, wie z.B. Patientenmütter, die nach der Babypause wieder einsteigen möchten“) bis hin zu kreativen Ideen im Umgang mit dem Fachkräftemangel: „Z.B. könnten sich mehrere Praxen eine Telefonistin teilen – in Zeiten der Digitalisierung ist das kein Problem.“ Umfangreich kam das Thema Ausbildung zur Sprache: Schlechte Bezahlung, kaum Aufstiegschancen sowie eine zunehmende Akademisierung stellten Herausforderungen dar, auf die die Praxis zu reagieren hätte. Doch – wie? Hierzu gab es auch seitens des Plenums erheblichen Diskussionsbedarf. Neben einer leistungsgerechten Bezahlung seien es vor allem die „Social skills“, die die Mitarbeiter binden würden. „Vom Parkplatz in Praxisnähe bzw. der Übernahme eines Tickets für den ÖPNV, einem Kindergartenzuschuss und familienfreundlichen Arbeitszeiten haben Sie als Praxisinhaberin viele Möglichkeiten, Ihren Mitarbeiterinnen entgegen zu kommen.“ Dass ein gutes Betriebsklima an erster Stelle im „Arbeitgeber-Ranking“ stehen, ist zwischenzeitlich kein Geheimnis mehr. „Hier sind Sie als Führungskraft gefragt.“
Wertschöpfung durch Wertschätzung
Nach einem spannenden Workshop des Dentista-Paten Ivoclar Vivadent zum Thema „3sPower Cure-System: Effizienz & Ästhetik bei Composite-Füllungen der Klassen I und II“ durch Dr. Monika Reichenbach setze Business-Coach Regina Först/Bordesholm den fulminanten Schlusspunkt hinter das HTS 2019. Ihr Thema „Never walk when you can dance – Authentisch nach vorn“. Die Referentin, vielen Teilnehmerinnen bereits durch den einen oder anderen Workshop bekannt, entfachte ein wahres Feuerwerk an Anekdoten und Anregungen rund um die Themen Selbst-/Führung und Wirkung. So sei die Basis erfolgreicher Mitarbeiterführung immer innere Klarheit. „Wichtig: Kenne Dein WARUM“ Diese Reise könne aufschlussreich sein und auch einige Zeit in Anspruch nehmen, lohne sich aber unbedingt. „Dann können Sie Ihren Mitarbeiterinnen wirklich zuhören, sie wahrnehmen – und so wertschätzend handeln.“ Damit auch im stressigen Praxisalltag die Bewusstheit für wertschätzende Kommunikation nicht auf der Strecke bleibt, hatte Regina Först einige Tipps dabei: „Schreiben Sie sich für jeden Mitarbeiter auf, was genau sie an ihm schätzen. Was sie toll finden an ihm oder ihr. Und lesen Sie sich das immer mal wieder durch!“. Lob sei immer unmittelbar auszusprechen, vor so viel Publikum wie möglich. „Lob und Wertschätzung ist die größte Motivation.“